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KÜNSTLERFILME AUS SPANIEN
Einleitung von Jenny Gil Schmitz

 

Eine transnationale Reise von Chile nach Australien, Taiwan, Sao Paulo, Bilbao und Straßburg bezeichnet überraschenderweise das, was man als Landkarte des zeitgenössischen spanischen Filmschaffens aufzeichnen könnte.
Alle Filme in diesem Programm wurden von spanischen Künstlern und Filmemachern realisiert. Wobei sie ganz unterschiedliche ästhetische und konzeptionelle Lösungen verwenden. Dokumentation, Fiktion, Installation oder Performance: alle antworten auf ihre ganz eigene Art auf die spezielle Frage, wie man die Welt bewohnen könnte.
In der globalisierten Ära scheinen unterschiedliche Stimmen Pfade zwischen den Sprachen, Ländern und Geschichten auf der Landstraße des ästhetischen Marktes zu schlagen.
 

„Können wir die Wüste bewohnen?“, fragt Jordi Colomer in seinem Film „En la pampa“. Können wir in einer Fiktion leben und was ist nötig, um ein Element auf der erweiterten Bühne der Wüste zu sein? Das Narrative in diesem Film ist das Ergebnis von Improvisation, gleich einem Road-Movie, in dem die Handlung außerhalb von der Geschichte stattfindet und den Stimmen der Fahrer folgt.
Kann eine taiwanesische Rock-Band einen radikalen baskischen Song spielen? Was bedeutet es, eine fremde Stimme zu spielen? Eine Stimme, die in einen fernen und offenbar unverwandten Körper  transponiert wird. Die Lösung besteht nicht in dem, was wir wortwörtlich eine Übersetzung nennen, sondern in der konzeptuellen und ästhetischen Geste, kulturelle Produkte in neue Stimmen, die radikal außerhalb des Kontextes liegen, zu übertragen und zu transkribieren.
Im Selbstporträt eines brasilianischen Motorradkuriers, der seinen Alltag in Sao Paulo mit einem Mobiltelefon dokumentiert, verknüpft er sich unmittelbar mit dem fließenden Strom von Informationen, Bildern und Tönen, die ins Internet gespeist werden. Es ist das personalisierte Archiv eines permanenten täglichen Kampfes darum, inmitten der Straßen der Stadt und dem Verkehrsfluss der Bilder zu leben.
Aus seinen verschiedensten Arbeiten zusammengetragen, zeigt Isaki Lacuesta eine Auswahl von  Porträts aus seinen Filmen. In „Alpha and Again“ ist es das Porträt eines einzelnen Mannes, eines Flüchtlings aus Darfur, der sich selbst in einem unpassenden Zusammenhang wiederfindet, als Nebenwirkung der geografischen Verhältnisse. 

Jenny Gil Schmitz (lebt und arbeitet in Barcelona) hat an der Sorbonne in Paris ihren Abschluss in ästhetischer Philosophie gemacht und an der Nationalen Hochschule für Fotografie in Arles graduiert. Sie arbeitet zusammen mit privaten und öffentlichen Institutionen über Fotografie und zeitgenössische Kunstprojekte. Sie veröffentlicht regelmäßig Artikel in verschiedenen Tageszeitungen und Kunstmagazinen wie
"C
ultura/s (La Vanguardia)" und "Cahiers du Cinéma" – Spanien.

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